Dez.2015 Morgenlandung
Sternbrücke, 24. Dezember, vorzeitig: „Hey Melchior, woher des Wegs?“ „Ach, grüß Gott, Balthasar, wie du selbst aus dem Zweistromland über den Bosporus.“ „Lang war die Reise. Langlang ist’s her dass der Bach so rein klang. Ist diese Brücke der Überlauf?“ „In anderen Umständen wäre dein Humor mir willkommen. Doch ich hör sie schon wehen, Der Kanal ist offen, lass uns eilen.“ Caspar tritt auf: „Hört, das Wehen wird lauter. Hier nun soll der neue König geboren werden … Habt ihr Geschenke dabei?“ Im Chor: „Nichts sonst“ „Lasst sehen“ „Euros?“ „Geldgeschenke gehen immer“ „Euros, Caspar – der vierte der Winde. Damit unsere Odyssee ein gutes Ende nimmt. Rauch ist nicht mehr zeitgemäß. Gefährdet die Gesundheit, bedroht die Potenz, verschleiert den Blick, …“ „Ok, klingt plausibel. Geschenkverpackung?“ „… entspricht nicht den regionalen Gepflogenheiten und käme möglicherweise nicht so gut an. Kann ich so bleiben?“ „Das Gewand ist weiß, recht so! Was hast du, Melchior, fürs Kind?“ „Minze – ein Allheilmittel“ „Minze? Den Aussprachekurs solltest du noch einmal belegen … Es wäre der Miehe wert. Wie viele sind es denn? Ausreichend?“ „Nur eine Caspar … symbolische … Blattgold.“ „Hauptsache, sie wird nicht missverstanden“ „Ei, das halte ich im Rahmen der Goldberg Variationen für absolut interpretierbar.“ „Du immer mit deiner scheiß intellektuellen Wortverdreherei.“ „Da spricht der Narr aus dir lieber Caspar, ist ja auch nahebei. Was schenkest du zur nächtlichen Erheiterung?“ „Ich, … ja … lass uns erst etwas schneller gehen, bevor das wehen zu stürmen beginnt“ „der Weise eilet nicht…“ „… im Eise weilet nicht!“ „intellektueller Wortmistel“ „Sorry, dein Geschenk?“ „Es ist mir ein wenig unangenehm…“ „ … ist besser als unangegeben“ „sch…“ „sorrry“ „Zeig schon her!“ Im Chor: „Gould“? „Mir fiel nichts glänzenderes ein.“ „Ist das nicht zu sehr schwarz und weiß?“ „Eher steinig und schwer. Ich dachte, die eigene Sprache versteht man am ehesten …“ „War der nicht Kanadier“? „Ist das nicht Kajak? Bach verstehen wir doch wohl alle.“ „Du stehst niemals im selben Bach“ „scheißphilosophische Interpre..“ „Hey, das ist mein Text“ „ja, aber …“ „Caspar, ich weiß nicht so recht …“ „Melchior ich auch“ „Balthasar, entscheide du!“ „ … wir nennen deine Gabe Gouldquell, das dürfte weise anklingen“. Aus aller Munde: „Heiliges Bächle, dann lass mal kommen“
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Nov.2015 Plattitüde zum Welttoilettentag
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Okt.2015 Finderlohn
Schaust mich an mit deinen Rabenvogelaugen und brabbelst dir in den Bartflaum. Während ich deinen Worten folge, überschlägt mein neuronales Netzwerk ein paar deiner Seiten und liest den Rest quer. Gedankensprünge – zweifellos – wäre es umsichtiger, abzukoppeln. Aber ich will mir nicht entgehen lassen, wo es mich hin führt. Der Impuls, den deine Sprunghaftigkeit auslöst, sucht Wege. Mein Rechner versucht eine Parallelschaltung durch das Labyrinth. Zeitgleich werden alle Möglichkeiten geprüft, ohne dass ein guter Ausgang klar wäre. Ein faszinierender Prozess, der auf einer anderen neuronalen Ebene beobachtet und ausgewertet wird. Ein Kunstflug. Die Energieeinsatzzentrale scheint währenddessen abgeschaltet, sonst würde sie das Manöver wegen zu hohem Bitverbrauch unterbinden und nach dem Reingewinn fragen. Der ist tatsächlich fragwürdig und die Wahrscheinlichkeit, dich richtig zu verstehen gleich Null. Nimmer mehr. Aber die Wahrnehmung und Analyse dieser Vorgänge und ein narzisstischer Neurotick, das Muster zu erkennen, die Sphinx zum Sprechen zu bringen, das Rätsel des Raben zu lösen, scheinen den Energieaufwand zu rechtfertigen. Recht fertig erscheinen mir in diesem Zuge auch meine eigenen Wege, die zugunsten deiner Gleisahnung brachliegen. Verschränkte Einsicht und Flugroststellen hinterm Komma. Das Lämpchen blinkt. Mein Impuls hat die Weichen richtig genommen. Wir kreuzen. Ein Satzfetzen erreicht mich. „Sag mal, wo suchst du denn die Inspiration?“ fragst du gerade. „Vielleich in … ?“ Vielleicht entgleist in diesem Moment mein Gesicht. Jedenfalls gehen die Schranken hoch und eine meiner Brauen. Scherzest du? Eine Nachträglichkeit erläutert mir, du meinst es ernst. In einem Anflug von Erdenschwere, betrachte ich dich. Wir sind ungleich geknüpft. Ein Hauch hebt mir das Federkleid. Erleichtert breite ich die Flügel aus. Flugs verliert das Labyrinth die Ausweglosigkeit und gibt nebenbei seine ungefähre Lage preis. Etwas verrückt aber beinahe mitten im Paradies – dein Irrgarten Eden. Wenn du nicht irrst, irre ich. Inspiriert kreise ich ein paar Augenblicke und lasse mich von einem Aufwind anheben. Es ist ohne Bedeutung, wenn man ihm keine zumisst. „Sinn und Unsinn existieren nur als Definition“, krächze ich, „mich darfst du nicht fragen“.
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Sept.2015 Frau Holle
Es regnet. Ein Blick über den Tellerrand: Bader Meinhof versus Seehofer – die Spatzen nehmen’s lachs. Der Teich auf dem Innenhof eignet sich hervorragend für olympische Wasserspiele. Griechenland ahoi. Es schifft wie aus Übersee und kein Ende in Sicht. Die Ringe haben eine seltsam übergreifende Dynamik. Schwer zu berechnen, wie sie sich verhalten werden. Zumindest aus Vogelperspektive könnte man pfeifen: „Am Tropf ist ein Ringtausch ausgeschlossen“. Ein undurchsichtiger Pfuhl. Stinkt zum Himmel. Schuld an der Überflutung ist, so sagt man, wollte man nicht gleich von Dürre sprechen – die lange Trockenperiode. „Irgendwann wird irgendjemand bluten müssen.“ Aber erst mal Frühstück. Außerdem sind da ja noch die Schwellenländer. Die Blase platzt schon nicht. Falls es doch schwappt, werden wir ein paar Sandsäcke umkippen. Die Wahrheit sickert eben nur langsam durch und der Fluchtpunkt ist da, wo alles zusammenkommt. Gehört das alles zum Clean-Power-Plan? Wisch und weg. Das wäre wohl der Gipfel. Klimaveränderung als strategisches Instrument. Was wird hier gespielt? Risiko? In jedem Fall Lotterie. Schwer zu berechnen, wie sich die Menschen verhalten werden. Wer Wolken melkt, wird Regen ernten – eine wüste Theorie. Ich stelle den Kurzzeitwecker und koche uns ein paar Eier. „Die Butter ist auch schon ganz wässrig.“ Gelee ist eben keine Konfitüre. „Apropos, sollten wir die vielleicht lieber schließen? Dann hört man Plätschern nicht so laut.“ Schönreederei. Schlauchboote gibt’s inzwischen wie Sand am Meer. Zeltstädte wachsen wie Faltengebirge auf meiner Stirn. „Weichei, da stimmt mit Deinem Gefühl was nicht.“ Ja, wenn ich darauf nicht hören würde, verginge ich mich an mir und dir der Appetit. „Wir mischen das Gelbe vom Ei jetzt irgendwo unter, reich mir mal doch das Gelee“ … wir Deutschen sind berühmt für unsere Zauberkräfte … saure Gurken … und die gute Form … und irgendwas zwischen Eier Benedikt und Russisch Ei – wir sind das Zünglein an der Waage. „Weiß Wilhelm davon?“ Meine demente Omi schlägt in einem Anflug von Nachgeschmack die Hände über dem Kopf zusammen. Jetzt wird das Been dicke. Was kann ich ihr darauf antworten? „Besser nicht, aber wenn du ordentlich abisst, erwartet uns morgen Kaiserwetter.“ Versprochen.
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August.2015 Zwängelung
Bezahltes nicht zu nutzen, schmerzt den gesunden Menschenverstand – weiß auch Frau Mäkel. Verdummt schlaue Taktik, um die allgemeine Meinung zu servieren. Jetzt wird ferngesehen bis der Beitrag abgeglotzt ist. Selbst bis dato tv-Entsager können sich schwerlich entziehen. „Da könne man das Geld ja gleich in den Müll werfen.“ Sowohl als auch – es nimmt sich nichts. Gleich hat gleich zu sein, auch wenn’s ungleich wäre. Aber klagen bringt nichts. Im Kämmerchen gekocht und willfährig aufgetischt, ist an diesem Mahl vor einem deutschen Gericht nichts zu rühren. „Schmeckt mir nicht“ ist kein Argument, genausowenig wie das Recht auf Handlungsfreiheit. Selbst Haarknäule in der Suppe müssen geschluckt werden. Menschenwürde könnte sollte … wäre wenigstens darauf zu achten, dass die Inhalte wertvoll sind. Doch um die braucht sich die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt wohl nicht zu bemühen, wo doch schon alle (die Nachfrage ist riesig) gekauft haben. Tatort Bildungsauftrag – Smith Marple fühlt sich rundum verkohlt.
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Juli.2015 Rauschebart
Ein gleichmäßiges Rauschen füllt den gesamten Raum. Bricht sich an nichts. Schaukelt sich nicht auf. Verschluckt sich beinahe selbst. Ich gebe zu, es gibt Tage an denen ich das Gerät gern an die Luft setzen würde. Unerträglich dieser Lärm. Meist in Verbindung mit dem Brummen des Kühlschranks und dem Sirren der Leuchtstoffröhre. Ich könnte mir ein paar Streicher dazu denken, Trompeten und Pauken – wenn ich könnte … eine unerhörte Penetration dieser Lüfter. Heute allerdings klingt es anders. Ich lausche. In diesem Geräusch findet sich eine seltsame Ruhe. Ähnlich der Farbe grosa, in der alle Farben wie in Trance verschwimmen, püriert dieses Rauschen jede Frequenz zu Brei. Ungenießbar, könnte man denken, könnte man denken. Aber auch das Denken wird verschluckt. Herrlich. In etwa wie bei einem mächtigen Sturm. Rien ne va plus. Nichts geht mehr. Nah dran am Sein. Nahe. Ein Gedanke formt sich denn doch aus der Masse: Nachhaltig verpackt könnte das Gerät als Meditator durchgehen. „Rausch der Sinne – der neue Kosmische Rauschverstärker beamt dich beinahe ins Nirvana“. Endlich eine Verwendung für obsolete Laptops und Rechner. Da müssten die alten Lüfter nur so wiesoschon nach Somalia verschickt werden und in Mogeldischu in Treibholz verpackt, grosa handbemalt und sodann zurückportiert werden. Rauschschmuggel. Blut ist im Schuh, Blut ist im Schuh … Der Taube Glaube … „Unter Extrembedingungen getestet“ sägte man bei Hitzfeld und Co. – „Wir helfen Afrika“ und lüften mal ordentlich durch. Wenn sich allerdings ausgewählte Gedanken trotzalledem oder geradewegendes über den Rausch erheben, wäre das vielleicht nicht so ganz im Sinne der Wirtschaftsgrauen. Das rauscht nach Revolution. „Immer mit der Ruhe …, der Stromann vertreibt’s schon – Energie ist Information.“ Lieber Wattenfall in den Ohren als ein Rauschleier über den Augen. Zur Not tut’s ein leises Lüftchen oder ein Klebchen „Rauschen gefährdet unsere Gesundheit“ zur Untermalung der Firmenphilosophie. Alles Quatsch? Rauschmittelverbote verschleppen nur, was sich anbahnt. Und schon Rauschebart Marx hörte die Gräser wachsen, bevor sie rauschten.
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Juni.2015 Posttrauma
„Ah, guten Morgen, der Ungeschickte …“ „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Ist
nicht der Gesandte …“ „Nee, ja ne …“! Ordentlich verpackt, adressiert, frankiert und dann im Flur stehengelassen. „Was .. Ähmmein…?“ Also weder auf dem Weg und schon mal gar nicht angekommen. Ein riesiger Karton und eine Menge Luft. Ob die Menge die Funktion erfüllt, weiß nur Christo. Hülle Hülle Hülle – ein verkappter Rod Steward … „Ach daher weht der Wind“ Wehe, wehe! „… ein Sturm, ein Falke oder ein großer Gesang“. (dazu die Empfehlung des Hauses: Rilkes Duineser Elegien – mehrdimensionale Auslese, fruchtig fein). Ich weiß noch nicht, das Paket steht hier jedenfalls im Resonanzfeld, selbst wenn es verrückt würde. Übermächtige Aufkleber verkleben die Flächen: „Vorsicht zerbrechlich“ steht groß geschrieben. Darunter „Achtung Verletzungsgefahr“ und darunter etwas kleiner „Vermerk, unschicklich!“ Ganz sicher ein Rohdiamant. Ungeschliffen, in der Form schon erkennbar. Bissel scharfkantig. Bissel grob. Bissel matt. Im Licht der Sonne betrachtet, spiegelt er sich. Doch wir wissen beide, dass, wenn das Licht aus geht … das Licht ausgeht. Blutdiamanten – das kostet. Aus der eigenen Mitte strahlen scheint erst mal teurer. Dichtkunst der Schöpfung: Die Energie eines Diamanten verbraucht sich nicht in einem Leben. Da kann man quasar’n. Nur Feinschliff braucht’s, Diamantfeilen in verschiedenen Körnungen und eine Politur. Aber das liegt alles auf dem Weg. Ein kleines im Großen geht immer mit Abrieb einher. Der Rest ist Ausrichtungssache. Aller Etiketten zum Trotz piekse ich die Kartonage an und biete feil. Es ist leicht möglich jemandem ein Y für ein X vorzumachen. Und damit ist nicht Adams Rippe gemeint, sondern die Möglichkeit der freien Wahl der Möglichkeit. „Sing und Schwing das Bein, …“. Y als Funktion von X. Im Umkehrschluss funktioniert’s nicht … Beinfreiheit ist eine Größe, die sich schwer in die Universal-Gleichung einfügt. Damit entfällt zumindest der Wert des Ergebnisses. Nicht, das es wertlos wäre, aber irrelevant. Gut zu wissen: Bedeutungslosigkeit ist dann nicht mehr gleich Sinnleere. Der Stein möchte ins Rollen … ich schwinge das Bein. Vielleicht ein Sisyphos-Job aber mit jedem Anstieg wird das Päckchen leichter. „Das schickt sich nicht …“ … „… von allein“. Ich bring’s erst mal zur Post.
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Mai.2015 Zaunkönig
„Ziehen wir um die Häuser …“ so wie damals, als ich so alt war wie du jetzt. Kinder, ist das lange her. „Ich zeig dir meine Geheimverstecke, die Butze im Walnussbaum und Schleichwege.“ Au, ja! … ich schlage ein Rad, wie damals und … bleibe mit dem Bein in einem Ding stecken. Einerlei, dann gehen wir halt zu Fuß weiter … im Galopp, so wie damals. In vollem Lauf stoppt uns … so ein Ding. Na, dann schauen wir eben. „Siehst du, damals …“, der Blick bricht sich an … wieder so ein Ding. Überall solche Dinger die früher nicht da waren. Ich berühre das DingDingDing … Eine Alarmanlage legt los. Kameras und Heckenschützen schwenken sich auf uns ein. „Lass uns lieber …“ „ … auf der Hauptstraße bleiben“. Es bleibt auch nichts anderes übrig. Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit beginnt nebenan. Meine Wiese, mein Weg, mein Wohnblock! Schildbürger! Wo früher „Fußballspielen verboten“ stand, steht jetzt ein Zaun … und im Raum „Das gehört mir. Spiel doch, wo du wohnst.“ Das nenn ich mal Grenzwertüberschreitung. Die Kinder wissen später gar nicht, dass das alles schon mal allen gehörte. HörtHört. Was heißt später? Sie wissen es nicht. „Meine Eltern rissen Mauern ein, um Zäune zu errichten“ – da ist der Geist dem Blouson wohl noch nicht entwachsen. Es bleibt zu hoffen, dass Freiheit im kleinen Topf aufgezogen werden muss, um später im großen Kübel zu gedeihen. Blüten treibt’s schon heute. Heulen doch die Kinder lange nicht mehr, wenn sie im Zoo Tiere hinter Gittern sehen. Das fühlt sich richtig an, wenn man es von zu Hause kennt. Paarzelle mit Kind – der Wunsch nach Abschottung. Da schauen wir eben zu, wie das Kind von nebenan im Wassergraben kentert. Solls doch bleiben, wo es her kommt. Die Blumen in unserem Garten kann es sich doch bitte von weitem oder im TV ansehen. MEINE Blumen … „Haben die denn keine eigenen Blumen und wenn ja warum nicht?“ Vielleicht, weil der Busch des Nachbarn so einen mächtigen Schatten wirft, Nixn Regen – nix wachsen. „Und warum können die sich dann nicht da die Blumen ansehen? Bei den großen Büschen?“ Weil Buschs einen ozeanischen Wassergraben haben, da käme ja niemand drauf. „Nicht mal Aladin?“ Nicht mal der, der Luftraum muss frei bleiben. Teppichklopfer sind überall. Ein Blick in den Himmel verspricht mir „Wir sind unendlich begrenzt“.
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April.2015 Schwarze Sonne
„Psssst …“ zischt es aus dem Zwischenraum. Pssst … Er lupft seinen Mantel. „Ich habe hier etwas, ungeheuer exotisches“ … „exklusiv, kostet aber.“ „Zeig!“ … der Herr tut geheimnisvoll. „Zeig schon her.“ Meine verflixte Neugier. Er fummelt in seinem Mantel und zeigt. „Ein Stick …“ „Eine Kopie …“ raunt er, „eine Kopie der Realität“ … „Das sehe ich.“ „Die kannst du brauchen.“ Allerdings, denke ich, zum rumspielen. „Falls mal etwas … – ein Fehler im System oder schlimmeres. Bootfähig.“ Jetzt bin ich aber doch interessiert. „Schlimmeres?“ „Kannst du dir nicht vorstellen.“ „Was kann ich mir nicht vorstellen?“ „Sag ich’s doch.“ … eine Kopie der Realität – wessen Realität? Meiner? In diesem Moment, oder was? „Von diesem und jedem Moment in allen seinen Dimensionen.“ Ich denke an 3. „Mehr“ flüstert er. Ich denke an … „297323 – mit Faxen wirst du nicht weiter kommen“ wo soll ich denn hin kommen? Wo wollte ich eigentlich hin? Ich war auf dem Weg zu … „Mir“. „Faxen“. „Auf dem Weg zu … ?“, „… nach?“, „… na?“, „kein Weg führt irgendwohin“ „Dann kann ich mich ja setzen“ „Setzen lassen“ der Zwischenraum begleitet mich in die Schwebe. „Wie wäre es mit Tee?“. Er lacht lose. Ich auch. Hach, beide gewonnen. „Analog gäbe es da noch diese Variante:“ er lüftet einen leeren Karton, mit Loch. Obskur. „Der Realität direkt ins Auge zu sehen, kann partiellen Sinnverlust nach sich ziehen.“ In diesem Moment zieht sich die Sonne den Mond über. Ein vages Gefühl von Irrealität überschattet uns. Blackout. „Angenommen, ich installiere diese Kopie, …“ „… überschreibt sie alles bisher angenommene. Es handelt sich um eine komplexe Universalkopie. Die kann dann natürlich noch persönlich konfiguriert werden. Kalibriert. Muss aber nicht.“ „Das heißt?“ „Du könntest die Brille weglegen.“ „Aber die sagen, ich könnte erblinden.“ „Die sagen auch, dass Gott das Universum mit einem Knall erschaffen hat.“ „Da kann man ihnen die Phantasie nicht absprechen.“ „Das nicht, aber die Beweglichkeit.“ „… also doch nicht setzen.“ „Nicht festsetzen.“ „Und welchen Weg? Welchen Weg dann einschlagen, wenn keiner irgendwo hinführt?“ „Den Weg, der dich lachen lässt.“ „Also doch Faxen – noch einen Tee?“ „Einen noch, Bewegung ist ja nicht unbedingt physisch bedingt.“ „Also? … was könnte jetzt besseres zu tun sein?“ … „kann mir nichts vorstellen“. „Sag ich’s doch“. Er hat mich erkannt. Diese Rennerei macht völlig konfuß und bringt nirgendwo hin. Die Kopie lässt er wieder in seinem Mantel verschwinden. Realität ist nicht das Wahre für Träumer und ich denke nicht daran, sie wiederherzustellen.
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März.2015 Hart am Wind
… die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe. HeHo und Ahoi, Käpt’n Blacksmith hier – aus Übersee. Smith Marple lässt sich entschuldigen. Hat sich verstrickt, die Gute, in Seemannsgarn. Sitzt in Ihrem Ausguck und klamüsert alles wieder auseinander. Aber ich komme vom Kurs ab. Welcher Gott helfe mir? Google, Facebook oder der gefürchtete Klabautermann? Das wären wohl eher Enterhaken, aber zum Segel streichen bin nicht gekommen. Und übers Wasser zu gehen, ist meinem Steuermann zu oberflächlich. Die Wahrheit liegt auf dem Grund. Ihre Fettaugen schwimmen vielleicht oben aber sie verzerren ungeheuerlich. Da wird ein Guppi schnell mal zum Bullenhai. Und jetzt wo das Wort Lügenpresse schon auf dem Tisch ist, schneide ich es auch gleich mal an: es ist nämlich nicht nur mit der Ethik der Medien nicht weit her. Es ist überhaupt nicht weit her mit dem Betragen von uns Erdlingen. Alle Mann an Deck. Alle Mann die Hosen runter. Ich bin für die totale Transparenz. Ich bin dafür, dass wir die Bullaugen entnebeln, damit Licht in die Sache kommt. Dämmert’s? Ich hab die Faxen dicke. Lug und Trug von Achtern bis zum Bug. Und keiner will’s gewesen sein. Wenn Politik, System und Bildungsapparat nicht auf Lügen gebaut wären, gäbe es auch keine Einwände gegen diese Einsicht. Eine wahrhaft verfahrene Situation. An die Ruder, bis wir etwas Fahrt aufgenommen haben aber vorher machen wir klar Schiff und jeder einzelne hört mal auf zu krebsen. Wenn nämlich alles aber auch alles im Logbuch aufgezeichnet würde, wäre jeder verantwortlich für seinen Riemen, sein Tun und Lassen. Runter mit der Takelage. Wer Transparenz ablehnt, ist sich der Redlichkeit seiner eigenen Handlungen nicht sicher oder vertraut nicht auf die Integrität des Oberkäpt’ns. Suchen Sie sich was aus. Es geht hier nicht um Schuld und Sühne, es ist einfach an der Zeit, dass jeder Mensch ein Gefühl für die eigene Verantwortung entwickelt. Man möchte jetzt auf die Planken werfen, dass die Wahrheit keinen Heimathafen kennt. Das Wahrheit subjektiv in jedem einzelnen vor Anker liegt. Dem stimme ich zu, aber es ist sehr wohl möglich – für jeden Menschen – sich an den Sternen zu orientieren. Hohe See, ahoi. Die eigene Stimme hört sich anfangs ungewohnt an, aber sie könnte es sein – der göttliche Oberkäpt’n in jedem von uns. Und dann, wenn wir wieder gelernt haben, was es heißt ein Mensch zu sein, ein Mensch mit Eiern und dem Arsch in der Hose, diese runterzulassen, dann wird es keinen Gott mehr brauchen. homo divinus.
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Februar.2015 Datenverarbeitung
3 mal 3 istgleich 9. Durch 2 istgleich 4 komma 5. Das Display zeigt klitzekleine brennendrote Zahlen . 2 plus 2 istgleich – Null. Hab ich mich wohl vertippt. Da capo. 2 Plus 2 istgleich – Null. was zum Teufel … 3 plus 3 istgleich – Null. Plus 3 istgleich – minus 3. Hach .. so .. Nullsumme … Eben noch dachte ich der Rechner sollte statt konkret100 besser korrekt100 heißen – jetzt glaube ich, zu verstehen. Der liebreizende Manipulator hat die Tastenbelegung geändert. Subtil, mein Herr Papa, immer einen Phasenkasper dabei. Was er mir damit sagen wollte? Summiert man sich selbst, ergibt sich immer gleich nichts. Subtraktion vermehrt. Unsere Differenz bestand iin der Ausdrucksweise und nicht in fehlerhafter Eingabe. Geben gibt und welch eine Aufgabe: die Leere zu ziehen. Da haben wir uns ja wohl gründlich mißverstanden. Die väterliche Geheimratsecke gibt noch etwas her. Zwanzig Jahre versteckte sich diese Kiste auf dem Dachboden zusammen mit einem antiken Blechschild. In altdeutscher Schrift steht da „Sprachkurse hier: Latein, Englisch, Mathematik“ – der Schlüssel hätte mich eher finden können. Zwanzig Jahre – ich werfe einen irrationalen Blick über meine Schulter – mein Vater war ungefähr so alt wie ich heute, als er resignierte, mir etwas mit auf den Weg zu geben können und den Krempel in die hoffnungslose Dunkelheit dieser Box hier verbannte. Ich stöbere weiter. Ein Karton mit der kryptischen Beschriftung „LC 80“, darunter ein menschliches Profil mit einem Leiterplattengehirn – eine künstliche Intelligenz? Drin findet sich die Leiterplatte, noch verschweißt, aber etwas zu groß für meine kapitale Kugel und eine Bedienungsanleitung „… dient dem Erlernen der Programmierung im Maschinencode.“ Hauptsache, keine Säge – ich bin beruhigt. Extern zu verwenden – eine Art Radikalquadratur des Kreises. Die Wurzel ziehe ich später. 2kROM, 1 kRam, Magnetfandinterface … und noch etwas – ja, ich erinnere mich. Unser Würfel aus Mensch-ärger-dich-nicht-Tagen. Ein Eigenbau von Paps. Ob der noch funktioniert? Strom! die Leuchtdioden erwachen. Ich drücke den roten Knopf. 3 … da capo … 1 4 1 5 und 7 Ha! alles eine Frage der Anordnung der Leuchtmittel – mein geheimnisvoller Vati. Da capo – vom Kopf her. Ich erkenne ein Muster. Das Leben ist ein Spiel und es geht um nichts als das Leben selbst. Damals hab ich seine Sprache nicht verstanden. Es gibt keine Zufälle. Ich schiele noch einmal über den Dachboden: buhu ein Kauz, buhu im Spiegel.
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Januar.2015 Quantanamo
„Guhuten Mohohohorgen“ … flöte ich in einem Singsang der mich mich fragen lässt, bin ich die noch bettwarme Königin der Nacht? Verzaubert zwitschern die Zwetschgen in den Zweigen – soweit ist es mit meiner Selbstreflektion dann doch, dass ich bemerke, diese Stimmlage unter anderen Umständen auch schon erzeugt zu haben, bei kleinen Kindern, Süßholzhändlern und meinem Vogel und: gut zu wissen, dass sie möglich ist. Jetzt verlangt es einzig noch nach Beherrschung. Ein Krächzen entschlüpft meinem Hals – ja, da hatte ich Vogelfänger wohl noch den Käfig offen. Fenster schließen, Runterfahren. Neustart erzwingen. Guten Morgen. Angenehm. Mein Grundton ist eher dunkel, wenn ich meinem inneren Ohr trauen darf. „Schön stimmig“, lobe ich mich – schon wieder – in höchsten Tönen, als könnte es gelingen, mir selbst ein Märchen aufzutischen. Ich bin keine Prinzessin und eine Erbse macht mitnichten einen runden Po. Satter Sound klingt anders. Ich befeuchte meine Stimmlippen und „mehr Erbsen“ brüllt‘s aus meinem kaiserlichen Maule. Und das in einer Wucht, die mich mitreißt und dich gleich dazu. Erstaunt schaue ich der Böe nach, wie sie noch am Horizont Dächer abdeckt. „Ein Krake, eine große Oktave … Hut ab, eine Hoheit mit Tiefgang!“ Das wäre doch mal eine richtungsweisende Gattung. Schätzens- und schützenswert. Dazu braucht‘s noch nicht mal gentechnische Veränderung. Sondern – denkbar simpel – nur eine gerade Grundhaltung. Sofort beginnt mein Verstand an der Geraden zu zweifeln. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten unter terrestrischen Voraussetzungen. Ohne Schnörkel und Bogengang. Meine Stimmbänder verjüngen sich in eine andere Dimension. Wie sieht das wohl in der Welt der Quanten aus? Wenn es keine verlässlichen Punkte gibt, orientiert sich eine Gerade woran? Oder wollen wir uns darauf einigen, dass jeder dieser möglichen Punkte die Möglichkeiten für eine Gerade in sich trägt und somit eine gerade Haltung unter allen Umständen möglich ist bzw. wenn man so will – unumgänglich. „Ihr Erbspüree, Euer Gnaden“ eine Kelle klatscht mir das Breichen in mein Schüsselchen. Essthetisch aufbereitet,. „Sehr zum Wohl, euer Majestät“ Ich schlucke mein „Guhuten Mohohohorgen“ herunter – ist ja auch gar nicht meine Art. Mit Knicks nehme ich die allheilige Offerte entgegen: „Ganz im Vertrauen, Kontrolle ist ein Strick und der Hals muss frei bleiben, oh königliche Nachtigall“.