Schwarze Sonne

„Psssst …“ zischt es aus dem Zwischenraum. Pssst … Er lupft seinen Mantel. „Ich habe hier etwas, ungeheuer exotisches“ … „exklusiv, kostet aber.“ „Zeig!“ … der Herr tut geheimnisvoll. „Zeig schon her.“ Meine verflixte Neugier. Er fummelt in seinem Mantel und zeigt. „Ein Stick …“ „Eine Kopie …“ raunt er, „eine Kopie der Realität“ … „Das sehe ich.“ „Die kannst du brauchen.“ Allerdings, denke ich, zum rumspielen. „Falls mal etwas … – ein Fehler im System oder schlimmeres. Bootfähig.“ Jetzt bin ich aber doch interessiert. „Schlimmeres?“ „Kannst du dir nicht vorstellen.“ „Was kann ich mir nicht vorstellen?“ „Sag ich’s doch.“ … eine Kopie der Realität – wessen Realität? Meiner? In diesem Moment, oder was? „Von diesem und jedem Moment in allen seinen Dimensionen.“ Ich denke an 3. „Mehr“ flüstert er. Ich denke an … „297323 – mit Faxen wirst du nicht weiter kommen“ wo soll ich denn hin kommen? Wo wollte ich eigentlich hin? Ich war auf dem Weg zu … „Mir“. „Faxen“. „Auf dem Weg zu … ?“, „… nach?“, „… na?“, „kein Weg führt irgendwohin“ „Dann kann ich mich ja setzen“ „Setzen lassen“ der Zwischenraum begleitet mich in die Schwebe. „Wie wäre es mit Tee?“. Er lacht lose. Ich auch. Hach, beide gewonnen. „Analog gäbe es da noch diese Variante:“ er lüftet einen leeren Karton, mit Loch. Obskur. „Der Realität direkt ins Auge zu sehen, kann partiellen Sinnverlust nach sich ziehen.“ In diesem Moment zieht sich die Sonne den Mond über. Ein vages Gefühl von Irrealität überschattet uns. Blackout. „Angenommen, ich installiere diese Kopie, …“ „… überschreibt sie alles bisher angenommene. Es handelt sich um eine komplexe Universalkopie. Die kann dann natürlich noch persönlich konfiguriert werden. Kalibriert. Muss aber nicht.“ „Das heißt?“ „Du könntest die Brille weglegen.“ „Aber die sagen, ich könnte erblinden.“ „Die sagen auch, dass Gott das Universum mit einem Knall erschaffen hat.“ „Da kann man ihnen die Phantasie nicht absprechen.“ „Das nicht, aber die Beweglichkeit.“ „… also doch nicht setzen.“ „Nicht festsetzen.“ „Und welchen Weg? Welchen Weg dann einschlagen, wenn keiner irgendwo hinführt?“ „Den Weg, der dich lachen lässt.“ „Also doch Faxen – noch einen Tee?“ „Einen noch, Bewegung ist ja nicht unbedingt physisch bedingt.“ „Also? … was könnte jetzt besseres zu tun sein?“ … „kann mir nichts vorstellen“. „Sag ich’s doch“. Er hat mich erkannt. Diese Rennerei macht völlig konfuß und bringt nirgendwo hin. Die Kopie lässt er wieder in seinem Mantel verschwinden. Realität ist nicht das Wahre für Träumer und ich denke nicht daran, sie wiederherzustellen.

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